2. Interview Udo Weberchen - 02.2020

 

Der Kreisverband: Querelen ohne Ende!                                                                                       

Interview mit Udo Weberchen, dem Vorsitzenden des KGV „Pfingstberg e.V.“

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SB: Herr Weberchen, Sie hatten uns als Vorsitzender des KGV „Pfingstberg“ im Juni  2019 über die Querelen mit dem Kreisverband der Siedler und Gartenfreunde e.V. Rede und Antwort gestanden. Im Kern kritisierten Sie die explodierenden Verwaltungskostenumlagen und die Sonderumlage, die alle Kleingärtner im Kreisverband entrichten müssen. Sicher interessiert es alle Gartenfreunde, wie die Sache weiterging?

UW: Ein Ende ist noch nicht in Sicht. Der Kreisverband besteht auf seine Forderung. Die Mitglieder unseres Kleingartenvereins wollen aber die ausufernden Verwaltungskosten nicht mehr hinnehmen. Als ersten Schritt haben Sie mit überwältigender Mehrheit unsere Satzung geändert. In der bis dahin geltenden Fassung war die Mitgliedschaft im Kreisverband satzungsgemäß fest verankert. Nun besteht in der geänderten Satzung, die Möglichkeit, Mitgliedschaften in Verbänden einzugehen aber auch wieder zu beenden. Damit haben die Gartenfreunde des Pfingstberg e.V. ein deutliches Signal an den Kreisverband gesetzt.

SB: Wie hat der Kreisverband das Signal aufgenommen?

UW: Es hat ein Gespräch mit zwei Vertretern des Kreisverbandes im Rahmen einer Vorstandssitzung des Pfingstberg e.V. stattgefunden. Dabei wurde auch ausgesprochen, dass ein Austritt des "Pfingstberg e.V." die Existenz des Kreisverbandes gefährde. Schließlich sind wir der mitgliederstärkste Gartenverein und der größte Einzahler. Echte Ergebnisse brachte das Gespräch aber nicht. Insbesondere der Vertreter der Geschäftsführung erschien mir eher wie ein Machthaber und nicht wie ein Angestellter, der von allen Gartenfreunden sein Gehalt bekommt. Mir kamen da unangenehme Erinnerungen an eine vergangene Zeit hoch. Es besteht zurzeit keine Aussicht auf eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Einen kleinen Lichtblick gab es jedoch kürzlich beim Herbsttreffen der Vereinsvorsitzenden aller Verbandsmitglieder. Dort wurde das erste Mal die Finanzlage des Kreisverbandes für einige Kostenpositionen an konkreten Zahlen erläutert. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung, dem weitere folgen müssen.

SB: Hatte die Offenlegung der Finanzlage auch Auswirkungen auf den Streit um die Sonderumlage?

UW: Nein! Der Kreisverband besteht auf die Zahlung der Sonderumlage und sein Anwalt droht mit gerichtlicher Durchsetzung der Forderung.  Für unsere Seite wäre ein Einlenken nur möglich, wenn der Verband endlich anfängt, sparsam zu handeln und seine eigentlichen Aufgaben wahrzunehmen. Aber mit der Sparsamkeit nimmt es der Kreisverband nicht so genau. Bei den Personalkosten erfolgte 2019 eine Erhöhung von ca. 15% und 2020 sind noch einmal 7% vorgesehen. Das widerspricht einer soliden Finanzpolitik.

SB: Welche eigentlichen Aufgaben soll er wahrnehmen?

UW: Ich schildere gern ein Beispiel. Der Kreisverband hat Sitz und Stimme in der Kleingartenkommission der Stadt Potsdam, um dort die Interessen der Potsdamer Kleingärtner zu vertreten. Dabei kann er auch zu Satzungsänderungen der Stadt Potsdam Stellung nehmen. Die Gebührenbescheide für Müll  sahen bisher eine Grundgebühr pro Parzelle für 6 Monate vor, da die Kleingärten nur in der warmen Jahreszeit genutzt werden können. Nun wurde die Berechnungsgrundlage geändert und die Gebühr ist für 12 Monate fällig. Die Gebühr wurde also für jede Parzelle verdoppelt! Erfahren haben wir das erst über ein Jahr später als der Kreisverband die Gebühr von uns einforderte. Es gab vorher keinerlei Information. Hier hätten die Kleingärtner informiert werden müssen! Hier hätte der Verband gegenhalten müssen! Zur Not mit Unterstützung der Kleingärtner. Das ist ein völliges Versagen der Verbandsarbeit.

SB: Wo soll der Verband sparsam handeln?

UW: Erstens: Der Verband gibt selbst immer noch eine Zeitung heraus, den "Potsdamer Gärtnerboten" ein vierseitiges Faltblatt, die 6 Tsd Euro teurer ist als die traditionsreiche "Märkische Gärtnerpost", die wir vorher erhielten. Übrigens hintergeht damit der Kreisverband den Beschluss seiner Mitglieder, die sich für die "Märkische Gärtnerpost" entschieden hatten. Zweitens: Nach Satzung des Kreisverbandes ist grundsätzlich nur ein hauptamtlicher Mitarbeiter anzustellen. Die Anstellung weiterer Mitarbeiter ist nur "bei Notwendigkeit und finanzieller Möglichkeit" vorgesehen. Die Geschäftsstelle besteht jedoch aus drei Mitarbeitern. Nach den Aussagen im Winterseminar am 18.02.2020 ist noch ein weiterer 450,-€ Job geplant. Die Verwaltungsaufgaben, die der Verband hat, lässt er jedoch ehrenamtlich von den Kleingartenvereinen vornehmen. Drittens: Leistet sich der Verband einen Rechtsanwalt, der offensichtlich dauerhaft honoriert wird und jährlich mit einer fünfstelligen Summe zu veranschlagen ist. Warum sollen unsere Gartenfreunde das alles finanzieren? Selbst dieser von uns bezahlte Anwalt des VGS  bezeichnete auf diesem Seminar die Vorstände der Kleingartenvereine mehrmals als „Erfüllungsgehilfen“ und nicht als Partner.

SB: Welche Vorschläge hat der Der Kreisverband seinen Mitgliedern zur Kosteneinsparung, Einsparpotentiale unterbreitet?

UW: Da sieht es sehr schlecht aus. Der Verband hat uns bis heute keine offeriert, siehe Personalkosten. Viele gute Vorschläge der AG Finanzen wurden bis heute mit den Mitgliedern nicht diskutiert, beziehungsweise umgesetzt. Hier muss eine Aufarbeitung erfolgen.

SB: Wie geht es nun weiter?

UW: Das hängt immer noch vom Vorgehen des Kreisverbandes ab. Sicher sind unsere Gartenfreunde bereit, dem Kreisverband zu helfen, wenn er sich zum Positiven ändert.  Anderenfalls werden wir als Gartenfreunde des KGV „Pfingstberg e.V.“ über unsere weitere Mitgliedschaft im Kreisverband entscheiden. Spätestens bei einem Austritt muss der Kreisverband sich ändern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die anderen Kleingartenvereine die ausfallenden Verwaltungskostenumlagen des größten Mitgliedvereines auffangen können und wollen. So gesehen, wären die Verantwortlichen gut beraten, sich heute zu ändern und mit uns gemeinsam einen neuen Weg zu gehen. Dazu müssen einige Vorstandsmitglieder den Weg freimachen für eine zukunftweisende Arbeit. Der Vorstand des VGS  muss die Kleingartenvereine wieder als Partner betrachten und nicht nur als Geldquelle. Es kann nicht sein, dass der Beitrag für den Dachverband (60,-€) höher ist als der Beitrag (50,-€) für unseren Verein.  Ein Schritt nach vorn könnte der VGS auch gehen, wenn er unseren Vorschlag einer Verwaltungsvereinbarung vom September aufgreift. Wir sind zu Gesprächen bereit.

SB: Danke für das Gespräch, das wir wohl  fortsetzen werden.

UW: Ich danke für die Möglichkeit, unsere Gartenfreunde über die weiteren Geschehnisse informieren zu können, auch wenn ich lieber über die Schönheit unserer Kleingärten geschwärmt hätte.

(Das Interview führte unser Gartenfreund Sven Bochow (SB) Parzelle 223)

 

Interview Udo Weberchen 05.2019

 

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